Ab 2025 wird es ernst mit der Smart-Meter-Pflicht. Der Bundestag diskutiert parallel über vereinfachte Messsysteme für kleinere Speicher – das sogenannte Smart Meter light. Was davon wirklich kommt und was das für PV-Anlagen bedeutet, ist teilweise noch unklar. Trotzdem gibt es schon jetzt einige Punkte, die man wissen sollte.
Smart Meter werden 2025 Pflicht – für wen genau?
Das Messstellenbetriebsgesetz schreibt vor: Haushalte mit einem Jahresverbrauch zwischen 6.000 und 100.000 kWh bekommen ab 2025 schrittweise intelligente Messsysteme. Also die iMSys, wie sie im Fachjargon heißen.
Betroffen sind ungefähr 15 Millionen Haushalte in Deutschland. Vor allem die mit Wärmepumpe, E-Auto oder Pool. Eine Wärmepumpe zieht schnell mal 3.500 bis 5.000 kWh extra im Jahr. Ein Elektroauto bei normaler Fahrleistung nochmal 2.000 bis 4.000 kWh. Da kommt man schnell über die 6.000er-Grenze.
Der Zeitplan sieht so aus: Ende 2025 sollen 20 Prozent der betroffenen Haushalte ein Smart Meter haben. Bis 2028 dann die Hälfte. 2032 sollen es 95 Prozent sein. Ob das klappt? Man wird sehen. Die Netzbetreiber sind unterschiedlich schnell.
Für PV-Betreiber hat das durchaus Vorteile. Die Geräte erfassen sekundengenau, was produziert und verbraucht wird. Moderne Wechselrichter können über die CLS-Schnittstelle direkt mit dem Smart Meter kommunizieren. Das kann die Eigenverbrauchsquote steigern – manche sprechen von 10 bis 15 Prozent mehr. Bei einer 10-kWp-Anlage wären das vielleicht 300 bis 450 Euro im Jahr. Kommt halt drauf an.
Was ist Smart Meter light für Kleinspeicher?
Im Petitionsausschuss liegt die Petition 157569. Die fordert eine abgespeckte Messlösung für Heimspeicher unter 30 kWh. Smart Meter light eben.
Die Idee: weniger Funktionen, dafür günstiger. Statt 100 bis 200 Euro im Jahr sollen es nur 20 bis 40 Euro sein. Installation ohne Elektriker, einfach einstecken. Gedacht für Haushalte unter 6.000 kWh Jahresverbrauch mit PV-Speicher.
Nur – die technischen Standards sind noch nicht fertig. Die VDE-Normung läuft noch, VDE-AR-N 4109 heißt das Ding. Vor 2027 wird das vermutlich nichts Flächendeckendes. Erst müssen Prototypen her, dann Zertifizierung , dann Markteinführung. Das dauert.
Chancen und Risiken für PV-Anlagenbetreiber
Die Vorteile liegen eigentlich auf der Hand. Man sieht in Echtzeit, was läuft. Die App zeigt 15-Minuten-Werte oder sogar sekundengenaue Daten. Die Waschmaschine startet automatisch, wenn die Sonne scheint. Mit Wetterdaten kann das System sogar vorausplanen.
Bei Netzengpässen darf der Netzbetreiber die Einspeisung auf 70 Prozent drosseln. Dafür gibt’s aber Geld: 95 Prozent des entgangenen Erlöses, steht im Paragraf 15 EEG 2023. Bei 1.000 kWh gedrosselter Einspeisung sind das etwa 80 Euro. Nicht viel, aber besser als nichts.
Neue Geschäftsmodelle werden möglich. Dynamische Stromtarife von Tibber, aWATTar oder Octopus zum Beispiel. Ab 25 kWp wird die Direktvermarktung einfacher. Peer-to-Peer-Stromhandel ist in Entwicklung, dauert aber noch.
Die Kosten sind halt das Problem. 100 bis 200 Euro jährliche Messstellengebühr, gesetzlich gedeckelt immerhin. Wenn der Zählerschrank umgebaut werden muss: nochmal 500 bis 1.500 Euro einmalig. Bei kleinen Anlagen unter 7 kWp rechnet sich das oft erst nach acht bis zehn Jahren. Wenn überhaupt.
Datenschutz ist auch so eine Sache. Viertelstündliche Verbrauchsprofile zeigen ziemlich genau, wann jemand zu Hause ist. Die Verschlüsselung nach BSI TR-03109 ist zwar vorgeschrieben. Aber hundertprozentig sicher ist nichts. Opt-out geht nur bei unter 6.000 kWh Verbrauch.
Regionale Unterschiede beachten
Manche Netzbetreiber sind schneller als andere. Die Stadtwerke München haben schon über 30 Prozent Abdeckung. Auch Netze BW in Baden-Württemberg und Westnetz in Teilen von NRW sind weit.
In Brandenburg oder Mecklenburg-Vorpommern sieht es anders aus. Da sind viele ländliche Gebiete noch bei unter 10 Prozent. Kleinere Stadtwerke haben oft noch keine digitale Infrastruktur. Die brauchen länger.
Am besten schaut man auf der Website vom eigenen Grundversorger nach dem Rollout-Plan. Die meisten informieren drei Monate vorher. Moderne Wechselrichter von SMA, Fronius oder Kostal haben schon das SG-Ready-Label. Die sind vorbereitet, müssen nur noch konfiguriert werden.
Konkrete Handlungsempfehlungen
Bestehende PV-Anlage
Erstmal den Jahresverbrauch der letzten drei Jahre checken. Unter 6.000 kWh bedeutet keine Pflicht, aber freiwillig geht trotzdem. Bei 6.000 bis 10.000 kWh kommt die Installation wahrscheinlich zwischen 2025 und 2028. Über 10.000 kWh: rechnen Sie mal mit 2025 oder 2026.
Der Zählerschrank braucht mindestens drei Plätze nach DIN 43870. Sonst wird’s eng. Der Wechselrichter braucht vielleicht ein Firmware-Update für die Energiemanagement-Schnittstelle. Am besten die Kompatibilitätsliste beim Netzbetreiber anfragen.
Neue PV-Anlage in Planung
Ein Wechselrichter mit integriertem Energiemanagement kostet 200 bis 400 Euro mehr, lohnt sich aber. Die Vorbereitung für Kaskadenschaltung – also Hausstrom, PV und Speicher getrennt – sollte man gleich mit einplanen. Ein CAT-6-Netzwerkkabel zum Zählerschrank verlegen, das spart später Ärger. Und Platz für die Gateway-Box einplanen, so 20 mal 30 Zentimeter.
Bei einer 10-kWp-Anlage mit 8-kWh-Speicher rechnen sich die Smart-Meter-Mehrkosten nach vier bis fünf Jahren. Vorausgesetzt, man nutzt variable Stromtarife. Sonst dauert’s länger.
Kleinere Anlagen unter 7 kWp
Da kann man erstmal beim analogen Zähler bleiben. Bis 2027 mindestens. Die Entwicklung bei Smart Meter light abwarten, das ist noch nicht spruchreif. Ein separates Energiemanagementsystem wie Solar-Log oder SMA Home Manager tut’s auch. Kostet einmalig 500 bis 800 Euro, dafür keine Jahresgebühr.
Falls später ein Speicher dazukommt: gleich einen Smart-Meter-Ready-Speicher nehmen. Dann ist man vorbereitet.
Die regionalen Fachbetriebe kennen sich mit den Anforderungen vom örtlichen Netzbetreiber aus. Die wissen auch, welche Fördertöpfe es gibt. Smart-Home-Integration wird teilweise gefördert, muss man halt beantragen.
Der Smart-Meter-Rollout kommt so oder so. Für große Verbraucher ab 2025, für kleinere später. Ob Smart Meter light wirklich eine Alternative wird, zeigt sich in den nächsten zwei Jahren. Bis dahin fährt man mit smart-ready-Technik nicht verkehrt.
